Werkstrukturplanung

Die Werkstrukturplanung befasst sich mit der Neuplanung von Fabriken sowie der Reorganisation bestehender Fertigungsstrukturen unter produktionstechnischen Kriterien. Das Planungsvorgehen zeichnet sich dadurch aus, dass nicht isoliert verschiedene Teilbereiche betrachtet werden, sondern ein Gesamtkonzept für das Werk entsteht. Eine Werksstrukturplanung ist immer dann notwendig, wenn bestehende Produktionsstrukturen des Unternehmens den Anforderungen des Marktes nicht mehr gerecht werden. Treiber sind dabei bspw. die immer kürzeren Lebenszyklen von Technologien und Produkten, die immer wieder kurzfristige Anpassungen nötig machen und im Laufe der Zeit zu chaotischen, ineffizienten Prozessen führen – das Werk verliert seine Struktur.

Im Rahmen der Werkstrukturplanung werden Standorte ganzheitlich betrachtet, um Verbesserungspotenziale auch auf der Makroebene, d. h. zwischen den verschiedenen Produktionsgebäuden, erkennen und realisieren zu können. Das WZL der RWTH Aachen nutzt dazu das Gegenstromverfahren, welches das klassisch analytische Vorgehen bestehender Fabrikplanungsansätze mit der synthetischen Perspektive der Praxis durch ein zweigeteiltes Vorgehen nach dem „Top-Down“ und „Bottom-Up“ Ansatz integriert.

Die analytische Perspektive verfolgt die Gestaltung der „Idealen Fabrik“ ohne Rücksicht auf vorhandene Restriktionen ausgehend von Produkt- und Marktgegebenheiten in einem klassischen „Grüne-Wiese Ansatz“. Top-Down entsteht so ohne eine vorzeitige Einschränkung des Lösungsraums das Idealkonzept der Fabrik.

Diese Voraussetzungen sind heute jedoch nur selten gegeben, da zumeist bestehende Strukturen und Erfahrungen berücksichtigt werden müssen. Daher fokussiert die zweite Perspektive die Aufnahme und Bewertung ebendieser bestehenden Strukturen anhand eines Stärken-Schwächen-Vergleichs. Dabei werden basierend auf bestehenden Erfahrungen und durch eine gezielte Bottom-Up Analyse, systematisch Veränderungsbedarfe abgeleitet sowie erfolgreiche Lösungsbestandteile aufgegriffen, um diese in das zukünftige Fabrikkonzept zu übertragen. Insbesondere werden dabei „Best Practices“ berücksichtigt, die auf den unternehmensspezifischen Besonderheiten der vorhandenen Ressourcen basieren. Im Ergebnis entsteht ein optimales Sollkonzept unter Einbezug der Randbedingungen.

Zur Ableitung des bestmöglichen Layoutkonzepts unter Berücksichtigung bestehender Restriktionen und Erfahrungen, werden im finalen Schritt die beiden Extrema der Layoutkonzepte integriert und mehrere Entwicklungsszenarien mit verschiedenen Schwerpunkten für den Produktionsstandort erarbeitet. Die Auswahl des umzusetzenden Konzepts erfolgt individuell, bspw. anhand einer Nutzwertanalyse.